Taekwon-Do WM, Mexiko 2021- Ein Reisebericht von Maximilian Beyer
Im letzten November (2021) hatte ich die außergewöhnliche Möglichkeit, an der offenen Weltmeisterschaft der ITFU in Mexiko teilzunehmen. Für mich und auch für meinen Trainingskollegen, Marcel Stieding aus Mühlhausen, war es die erste Weltmeisterschaft und daher eine sehr spannende Erfahrung und ich möchte aus diesem Anlass gerne einige Erinnerungen von dieser Reise mit euch teilen.
Die Vorbereitung für so ein großes Turnier gehen schon lange vor dem eigentlichen Wettkampf los. Über einen Zeitraum von fast einem halben Jahr arbeitete ich an meiner Ausdauer, Kombinationen für Sparring und Formen. Da ich auch erst im Mai meine Prüfung zum vierten Dan erfolgreich bestanden hatte, bedeutete dies, dass ich bei der Meisterschaft in einer höheren Kategorie antreten würde, für die ich 3 neue Formen beherrschen musste, die mir mein Meister, Robert Borja (VII Dan), in der vergleichsweise kurzen Zeit beibrachte. Beim Sparringstraining wurden Marcel und Ich von der Taekwon-Do Gruppe des TSV Grebendorf - und dem Kickboxverein in Mühlhausen unterstützt.
Von meiner Geburtsstadt Eschwege aus ging es dann endlich für uns mit dem Zug nach Frankfurt. Von dort flogen wir erst nach Paris und dann nach Mexiko City und schließlich mit dem Taxi in ein Appartement, das ich vorher online gebucht hatte. Wir verbrachten die nächsten zwei Tage damit, uns die Stadt anzuschauen und wichtige Besorgungen zu machen. Im Großraum Mexico City leben über 21 Millionen Menschen, es ist eine der größten Städte der Welt und daher ein riesiger Unterschied zu Deutschland. Da dauerte es schon manchmal einige Zeit, sich zurechtzufinden - besonders, da mein Spanisch eher dürftig ist und viele Einwohner der Stadt kein Englisch sprechen.
Da wir für die Meisterschaft in Topform sein wollten, mussten wir uns auch etwas ausruhen, um die 7 Stunden Zeitverschiebung in den Griff zu bekommen und nicht dauernd um 2 Uhr morgens wach zu sein. Einen Tag vor der meisterschaft fuhren Marcel und schließlich zur Universität Nezahualcoyotl, in deren Sporthalle die Meisterschaft stattfinden würde. Zufällig lernten wir dort die Vorsitzende des Sprachenzentrums der Universität kennen, die sehr freundlich war und uns eine Führung über den Campus gab. Am Abend stieg dann allmählich die Aufregung. Bis zuletzt liefen wir auf der Straße vor unserer Unterkunft Formen und trainierten zusammen.
Am Samstag ging es nun endlich los. Wir kamen früh um 9 Uhr in der Halle an, zogen uns um und begannen mit unseren Aufwärmübungen, während sich die Halle langsam mit Kämpfern füllte. Das war eine spannende Atmosphäre und wir standen schon ein Bisschen unter Strom.
Nach der offiziellen Eröffnungszeremonie war zuerst meine Kategorie mit Sparring dran. Die Kämpfe sind besonders auf größeren Wettbewerben sehr intensiv und alle Beteiligten geben in den 2 Runden, die jeweils 2 Minuten dauern, wirklich alles. Im Halbfinale musste ich mich leider nach einem guten Kampf einem Kämpfer aus Mexiko geschlagen geben und landete auf Platz 3. Anschließend nahm ich am Wettkampf im Tul-Laufen teil und erreichte ebenfalls den dritten Platz. Marcel war auch sehr erfolgreich und erreichte in seiner Kategorie den dritten Platz im Sparring und den wohlverdienten ersten Platz im Formenlaufen.
Insgesamt war es für uns ein gutes Turnier. Zwischen den Wettkämpfen war ich auch als Kampfrichter im Einsatz und konnte so weiter Erfahrung sammeln. Wirklich toll waren auch die vielen anderen Kampfsportler, besonders aus Kanada und Mexiko, die wir kennenlernen durften und die bei unseren Kämpfen und Tuls fast mehr mitgefiebert haben als wir.
Am Sonntag ging es auch wieder früh raus und zurück zur Sporthalle, wo für alle Teilnehmer der Meisterschaft ein dreistündiger Taekwon-Do Lehrgang stattfand. Die drei anwesenden Großmeister Dalton, Wadley und Stanley (jeweils 9. Dan) übten mit uns Sparring-Techniken (besonders Beinarbeit), Tul – Techniken und Reaktionsübungen.
Nachdem die Wettkämpfe und Lehrgänge vorbei waren, waren wir zwar etwas erschöpft, aber wollten es uns natürlich nicht nehmen lassen, Land und Leute näher kennenzulernen und die großen historischen Reichtümer mit eigenen Augen zu sehen. Marcel und Ich fuhren am Montag mit dem Bus in das ca. 50 Kilometer entfernte Teotihuacán, eine über 2000 Jahre alte Ruinenstadt, die besonders durch ihre zahlreichen Pyramiden beeindruckt die wohl der Verehrung der Sonne und des Mondes dienten. Wir verbrachten hier den Großteil des Tages damit, die Stadt zu besichtigen, Fotos zu schießen und ein paar Souvenirs an den vielen Ständen zu kaufen, bevor wir wieder zurückfuhren. Am nächsten Tag ging es für Marcel wieder zurück nach Deutschland. Wir flogen beide von Mexiko City ins 2 Stunden entfernte Cancún, wo Marcel seinen Anschlussflug nach Deutschland und ich einen Bus nach Tulum nahm, wo ich noch eine Woche Urlaub genoss, bevor ich auch zurück nach Deutschland flog.
Die Teilnahme an dieser Meisterschaft und die Reise insgesamt war wirklich ein besonderes Erlebnis. Viele Leute haben uns bei der Vorbereitung geholfen, allen voran unser Meister, Robert Borja, durch dessen Einsatz es uns erst möglich war, so erfolgreich zu sein. Der Turnverein Grebendorf, die dortige Commerzbank und die Landrätin des Werra-Meißner Kreises Nicole Landgräber haben uns finanziell unterstützt und damit sehr geholfen. Und natürlich die anderen Teilnehmer an der Meisterschaft haben auch dazu beigetragen, dass wir ein hervorragendes Event hatten. Auch die Werra Rundschau und der MDR haben unsere Teilnahme zum Anlass genommen, um über uns und das Taekwon-Do zu berichten. Das ist unglaublich toll und unterstützt sehr unsere Gruppen und den Sport.
Wettkämpfe dieser Art sind eine der besten Möglichkeiten, um die eigenen Fähigkeiten als Kampfkünstler unter Beweis zu stellen und dabei gleichzeitig viel Spaß zu haben und Leute zu treffen, die genauso begeistert von unserer Kampfkunst sind wie Wir. Um an Taekwon-Do Turnieren teilzunehmen, muss man auch nicht bis nach Mexiko fahren, denn viele Veranstaltungen finden nah in Deutschland statt und bieten allen Schülern, die regelmäßig zum Training kommen, die Möglichkeit, Wettkampferfahrungen zu sammeln, erfolgreich teilzunehmen und noch mehr Gleichgesinnte kennenzulernen.